
Von Matthias Pelster & Annette Hofmann, Universität Paderborn
„[…] the most significant risk management failures in recent history have their roots in psychology, and […] the practice of risk management can be improved by incorporating an explicit psychological dimension.“ Hersh Shefrin, 2016. Die Forschung im Bereich des finanzwirtschaftlichen Risikomanagements von Unternehmen wird von Theorien der rationalen Wahl dominiert. So liefern traditionelle Theorien des unternehmerischen Risikomanagements zahlreiche theoretische Argumente für die Auffassung, dass das passive Zusammenbringen eines Risikos mit einem entgegengesetzten Risiko Wert für Aktionäre schafft.
Diese Theorien erlauben es jedoch häufig nicht, das Hedging-Verhalten von Unternehmen in der Praxis zu erklären. Stattdessen wird in der empirischen Literatur wiederholt festgehalten, dass zahlreiche Unternehmen keine passive Absicherung wählen, sondern aktiv den Umfang und den Zeitpunkt ihrer Derivatetransaktionen variieren. Im Gegensatz zu theoretischen Vorhersagen einer optimalen Absicherungspolitik von Unternehmen verhalten sich Firmen spekulativ und ändern regelmäßig die Zusammensetzung ihrer Derivateportfolios. Als direkte Folge davon zeigen die Absicherungsquoten unter Berücksichtigung der relevanten Fundamentaldaten eine deutlich höhere Volatilität als erwartet. In der Literatur wird die Anpassung und zeitliche Abstimmung von Hedging-Transaktionen auf der Grundlage von Marktmeinungen als „selektives Hedging“ bezeichnet. Die weit verbreitete Praxis des selektiven Hedgings bleibt bis heute ein Rätsel. Das geförderte Projekt von Prof. Dr. Matthias Pelster und Prof. Dr. Annette Hofmann analysiert, wie die Persönlichkeitsmerkmale von Risikomanagern ihre Entscheidungsprozesse beeinflussen und das selektive Absicherungsverhalten von Unternehmen beeinflussen.