
Auswirkungen der Klimapolitik auf Wirtschaft
Das Thema ESG und hier insbesondere die Klimarisiken prägt die Diskussion in verschiedenen Round Tables und Gremien bei FIRM. Der Round Table ESG hat sich 2024 zwei Schwerpunkte herausgegriffen und mit Vorträgen sowie einem Positionspapier vertieft: die klimapolitischen Ansätze der Europäischen Union sowie der Vergleich der Regulierung in EU und USA und die sich daraus ergebenden Implikationen für die Wirtschaft.
Ein wesentlicher Fokus lag auf der Anpassung von Nachhaltigkeitsstrategien an die sich wandelnden wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen. In einer Sitzung am 7. März 2024 diskutierten Expertinnen und Experten wie Wiebke Merbeth vom Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung, Nils Hums von der Net Zero Banking Alliance Germany sowie Heiko Kreuz und sein Team von Protiviti. Zentrale Themen waren dabei die Bedeutung der EU-Taxonomie, die ESG-Berichterstattung und die Integration von Klima- und Umweltrisiken in die Risikomanagementprozesse von Finanzinstitutionen.
EU Taxonomie und Berichterstattung
Merbeth gab einen Überblick über die Ziele und Handlungsfelder des Sustainable-Finance-Beirats, die alle wesentlichen ESG-Themen umfassen. Zu den aktuellen Schwerpunkten zählen beispielsweise die Empfehlungen zur ESG-Skala, die Umsetzung der EU-Taxonomie und die Bedeutung einer umfassenden Nachhaltigkeitsberichterstattung. Hums stellte den Aufbau des Green and Sustainable Finance Clusters Germany sowie der Net Zero Banking Alliance Germany vor und ging im Besonderen auf das Diskussionspapier „Gute Governance für Nachhaltigkeit“ ein, das Empfehlungen für eine nachhaltigkeitsintegrierte Unternehmensführung in Banken enthält. Der Vortrag von Protiviti beschäftigte sich mit der Notwendigkeit für Finanzinstitutionen, Klima- und Umweltrisiken systematisch in ihre Risikomanagementprozesse zu integrieren und die Erfüllung der strengen Erwartungen der Europäischen Zentralbank zu erreichen.
Positionspapier zum Vergleich EU und USA
Um die Auswirkungen der Regulierung in der EU auf die wirtschaftliche Leistung genauer zu untersuchen, hat der Round Table ein Positionspapier mit dem Titel „Decoding the Economics of EU and US Climate Policies“ erarbeitet. Die Autoren Dr. Til Bünder und Nicholas Martin (beide BCG) erläutern, wie sich das deutlich ambitioniertere Regelwerk in der EU auf verschiedenen ökonomischen Ebenen auswirkt, wo sich Chancen ergeben und welche Risiken zu beachten sind.
Der Vergleich der Klima- und Energiepolitik der EU und der USA zeigt, dass die USA durch ihren direkten und einfachen Ansatz in der Förderung grüner Investitionen attraktiver werden. Die EU hingegen gefährdet durch ihre komplexere Regulierung sowie die Fragmentierung der Finanzierungsmechanismen ihre führende Position im Bereich der grünen Innovation und Investitionen. Daher ist es entscheidend, dass die EU ihre politischen Rahmenbedingungen so weiterentwickelt, dass die Klimaziele zu erreicht und gleichzeitig ihre wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit gesichert wird.
Das Positionspapier wurde bei der FIRM-Forschungskonferenz im Juni 2024 erstmals vorgestellt und im November im Rahmen der Euro Finance Week nochmals vor dem Hintergrund der Wahlergebnisse in den USA diskutiert. Das komplette Positionspapier steht hier zum Download bereit.
Ausblick
Auch im Jahr 2025 wird der Round Table ESG eine zentrale Plattform für den Austausch zu ESG-Themen sein. So soll es eine vertiefte Analyse geben, auf welchen Annahmen und welchen Kausalitäten die Klimamodelle, die der Regulierung in der EU zugrunde liegen, basieren. Auch soll der „Impact“ der Regulierung in der EU in Bezug auf den Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit weiter untersucht werden – verbunden mit der Frage, ob durch Incentivierungen möglicherweise Fehlanreize gesetzt werden. Schließlich will der Round Table auch den Trend aufgreifen, sich von der starken Verengung auf CO2 zu lösen und anderen Themen wie Biodiversität eine stärkere Bedeutung zukommen zu lassen.